Manifest für Frieden – eine Manipulation pur!

Kennen Sie das „Manifest für Frieden“ von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer? Ja klar doch, gute Sache, oder?
Aber haben Sie es auch gelesen, also ich meine das Original online? OK, nicht wirklich, gell! Mir ist es jedenfalls auch so ergangen. Viele Fernsehshows und News dazu bis zum Abwinken und hitzige Debatten, die wenig zielführend eher verwirrten, statt klärten.
Und da habe ich mich gefragt: „Was steht denn wirklich in diesem Manifest?“

Vorneweg: wir alle sind wohl ganz klar für den Frieden!

Und ja natürlich finden Sahra und Alice den russischen Angriff auch nicht gut, aber manifestieren wir doch Frieden durch passives Verhalten!

Wir alle lassen uns schnell von den Medien und den damit verbreiteten Nachrichten und Bildern beeinflussen. Und wenn Putin bei seinen Auftritten im Fernsehen mit nuklearen Mitteln droht, kann einem schon Angst und Bange werden.

Leider sind solche Drohungen auch so wirksam, wie sich dies die russische Propaganda wünscht: ukrainische Freunde und Verbündete fragen schnell, ob sich bei einer solchen Bedrohungslage „der Einsatz“ lohnt. Und ja, so vom warmen Sofa aus vor der Glotze ist da eher mit wenig Nachdenken schnell ein „nein“ statt ein bestimmtes und klares „Ja“ zum Handeln generiert.

Schliesslich geht es um den Frieden. Den Krieg wollen wir alle nicht. Genau das ist der springende Punkt: nicht nur Putin nutzt diese psychologisch wirksame Waffe, sondern auch die Pazifisten, einige Politiker und der ganze Haufen von Unzufriedenen der gegenwärtigen Situation. Das ist nicht etwa abwertend gemeint, sondern eine klare Folge bei allen ähnlichen Situationen. Mal ist es die Pandemie, die Energieknappheit oder eben der Ukrainekrieg. Einen Schuldigen findet man immer wieder und dazu auch Gleichgesinnte, die es „besser wissen“, was zu tun sei.

Zitat Manifest Frieden:
„Heute ist der 352. Kriegstag in der Ukraine (10.2.2023). Über 200.000 Soldaten und 50.000 Zivilisten wurden bisher getötet. Frauen wurden vergewaltigt, Kinder verängstigt, ein ganzes Volk traumatisiert. Wenn die Kämpfe so weitergehen, ist die Ukraine bald ein entvölkertes, zerstörtes Land.“

Richtig und falsch!
Richtig: Hunderttausende Tote und Verletzte, abertausende von vergewaltigten Frauen und Gefolterten. Ausgelöst und gezielt ausgeführt von der russischen Seite!
Falsch: „…bald ein entvölkertes, zerstörtes Land.“ Nein, es ist absurd zu meinen, dass sich Russland auf einen Waffenstillstand einlässt. Wenn die Kämpfe (gezwungenermassen) weitergehen und die Ukraine vom Westen unterstützt wird, kann die Ukraine nicht überrannt werden. Es wird die geografisch grosse Mehrheit der Ukraine nicht so schlimm treffen, wie jetzt in den bereits besetzten Grenzregionen.
Die russische Armee kann nur vorrücken, wenn die Ukraine aufgibt. Und das wäre für Putin eine weitere Einladung zum Weitermachen, so wie er seine Pläne ja jeweils ankündigt. Dann wird es so schlimm wie im Manifest vorausgesagt. Verteidigung ist momentan die einzig richtige Reaktion.

Frieden wird es nur geben, wenn Russland zu Friedensverhandlungen einlenken muss. Alles andere schliesst ja Putin kategorisch aus! Ausnahme: wenn seine Forderungen nach gänzlicher Integration der Ukraine zu Russland erfolgt ist. Aber dann braucht es auch keine Friedensverhandlungen. Das ist dann die Kapitulation der Ukraine mit unvorstellbarem Ausgang für alle! Auch für uns in Europa dann eine enorme Bedrohung! Ung genau darum engagiert sich die Nato und die westliche Allianz so, wenn auch leider nur zögerlich.

Bei den geführten Diskussionen im TV führt Sahra Wagenknecht auch immer wieder an, dass die Nato und die EU für Putin eine Bedrohung bedeute und darum so reagiere.
Dies ist auf den ersten Blick nachvollziehbar, aber bei genauer Prüfung schlicht ein vorgeschobenes Argument ohne Halt. Die Nato und die EU haben in keiner Zeit nach dem 2. Weltkrieg irgendwelche Angriffspläne gegen Russland geschmiedet. Im Gegenteil: die Sowjetunion besetzte Ungarn 1945 und es wurde aus Angst vor weiteren russischen Angriffen eine Verteidigung Europas geplant und installiert. Das Nato-Bündnis war der Gegenpol zum Wahrschauer-Pakt des Ostblockes.

Hier mal eine kleine geschichtliche Erinnerung zu Ungarn – irgendwie identisch soll jetzt die Ukraine okupiert werden:


Ungarn unter Hammer und Sichel (nach 1945)

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs machte Sowjet-Führer Josef Stalin Ungarn zum Teil seiner Pufferzone gegen den Westen und setzte ein ihm ergebenes kommunistisches Regime ein. Wie in der Sowjetunion gab es nun auch in Ungarn Arbeitslager, Geheimpolizei-Terror und Schauprozesse. 

Als nach Stalins Tod 1953 Nikita Chruschtschow den eisernen Griff der Sowjet-Diktatur etwas lockerte, passierte das gleiche auch in Ungarn. Der liberalere Imre Nagy wurde Regierungschef. Doch der fiel 1955 einem Machtkampf in Ungarns Kommunistischer Partei (KP) zum Opfer und wurde von einem linientreueren Genossen abgelöst.

In Ungarn wuchs der Unmut über das Regime: Im Oktober 1956 gingen in Budapest Studenten auf die Straße, auf die das Regime schießen ließ. Das mobilisierte noch mehr Menschen, 200.000 schlossen sich den Forderungen der Studenten nach freiheitlicher Demokratie an.

Davon beeindruckt, setzte die KP Nagy wieder als Regierungschef ein. Er schaffte die Geheimpolizei ab, ließ ein Mehrparteiensystem zu, trat aus dem Warschauer Pakt aus und wollte die Sowjetarmee des Landes verweisen.
Quelle: Planet Wissen DE


So und nun kommen da zwei vielbeachtete Frauen aus Deutschland und verkünden wohlwissend um die Folgen einer unsäglichen, absolut nicht zielführenden Diskussion über ihr „Manifest für Frieden“. Irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass es da mehr um ihre eigene Popularität geht als um die Ukraine. Hoffe, ich irre mich.

Manipulativ wird der Text im Manifest definitiv hier:
Zitat Manifest: „Präsident Selenskyj macht aus seinem Ziel kein Geheimnis. Nach den zugesagten Panzern fordert er jetzt auch Kampfjets, Langstreckenraketen und Kriegsschiffe – um Russland auf ganzer Linie zu besiegen? Noch versichert der deutsche Kanzler, er wolle weder Kampfjets noch „Bodentruppen“ senden. Doch wie viele „rote Linien“ wurden in den letzten Monaten schon überschritten?“

Präsident Selenskyj wird hier indirekt unterschwellig als Kriegstreiber hingestellt.
«um Russland auf der ganzen Linie zu besiegen?» suggeriert Angriff auf Russland – aber es ist nur zur eigenen Verteidigung, kein Angriff auf Russland, bitte!
Wer installiert gerade auf der russischen Seite der Front mit allen Mitteln Panzer und Nachschub, Soldaten und Waffen in bedrohlichem Übermass? Russlands Präsident Putin! Und dies nicht zur Verteidigung Russlands, sondern zur Vernichtung der Ukraine.

2014 war die Ukraine unvorbereitet und das lassen sie sich nun nicht noch immer und immer wieder gefallen: nach und nach die Besatzung zulassen und das eigene Volk vernichten lassen. Was soll da bitte noch mit FRIEDEN bezeichnet werden.
Putin will auf der ganzen Linie siegen! Selenskyj will nur VERTEIDIGUNG!

Dass die westlichen Staaten zurückhaltend reagieren und vorerst prüfen und dann gemeinsam Handeln und Waffen liefern ist doch klar. Die Kommunikation dazu ist ebenso nachvollziehbar: nicht in der breiten Öffentlichkeit werden Details geoutet, sondern dann, wenn es an der Zeit ist.
Die zögerliche Haltung und die Meinungsänderungen haben sicher ihre Gründe. Darüber zu spekulieren ohne HIntergrundwissen ist anmassend. Aber politische Gegner kann man damit ganz populistisch einfach als unfähig präsentieren. Dient dies der heiklen Sachlage wirklich? Oder dient es nur dem einen Ziel, sich selber in ein besseres (politisches) Licht zu rücken?

Mal ganz unvoreingenommen nachdenken und beantworten:

Angenommen Deutschland würde so bedroht und überfallen. Dann würden Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer auch so ein „Manifest für Frieden“ schreiben?
Kann sein, ich weiss es nicht. Aber ich weiss nur, dass dies absolut nutzlos wäre!
Der Bundeskanzler Scholz würde alle befreundeten Staaten um Hilfe bitten! Und zwar um alle militärischen Mittel, die zur VERTEIDIGUNG sinnvoll sind! Alles andere würde das deutsche Volk nicht begreifen! Verstanden!

Liebe Frauen denkt doch bitte auch mal situationsbedingt (wie die Lage jetzt gerade in der Ukraine ist) und nicht so populistisch pazifistisch. Seid ihr euch bewusst, wie manipulativ euer Manifest ist?
Sicher, das bringt die Diskussion in Schwung und öffnet jede Talkshow zur eigenen Plattform!

Die ukrainischen Forderungen kommen nicht aus purer Kriegslust oder Besatzungsstrategie wie bei Putin, sondern aus schierer Verzweiflung und berechtigter Angst vor den Folgen einer Besatzungsmacht wie es z.B. bei Ungarn nach dem 2. Weltkrieg durch Russland geschehen ist.

Ein solches „Manifest für Frieden“ ist in dieser Form nur manipulativ. Sahra Wagenknecht weiss durch ihre langjährige politische Erfahrung haargenau wie solche Forderungen zu formulieren sind, damit sie die gewünschte Wirkung zeigen. Damit kann man seine politischen Gegner ganz schön in die Pfanne hauen und bei der eigenen Fangemeinde und Wählerschaft mächtig Punkte holen.

Egal ob politisch links oder rechts oder ab durch die Mitte orientiert: mit Populistischen Worthülsen, die auch noch plausibel klingen, kann man wirklich punkten.
Doch leider geht es hier nicht um eine friedliche Sache, sondern um einen fürchterlichen Krieg, bei dem uns das angegriffene, ukrainische Volk um Hilfe bittet.

Und zwar sofort! Sonst bekommen die Initiantinnen Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer doch Recht: Bei fehlender Verteidigung wird die Ukraine ganz eingenommen mit allen bisherigen Gräueltaten der russischen Besatzungsmacht. So geschehen bereits in Syrien.

Populistische Forderungen wie das „Manifest für Frieden“ haben leider zudem noch eine weitere fatale Auswirkung: die Menschen im eigenen Land werden gespalten. Familien streiten sich, weil Unverständnis und unbeirrbare Meinungen keine gemeinsame Basis mehr dulden.

Ich bin kein Militärexperte und kenne die genaue Situation vor Ort nicht. Wir im Westen haben wohl alle kaum eine Ahnung aber ganz schön viel Meinung. Schämen sollten wir uns, wie wir uns überheblich, selbstherrlich und ohne genaues Wissen gegenüber den Ukrainern verhalten. Das wird nur zu einem umso bestärkten Vorgehen Putins führen. Dankend wird Putin unsere Diskussionen und die damit zögerliche Haltung nutzen um umso entschlossener und bestärkt sein Machtstreben militärisch mit brutalster Zerstörung fortzusetzen. Über Friedensverhandlungen wird er erst reden wollen, wenn es die Ukraine auf der Weltkarte nicht mehr gibt. Wie naiv sind wir denn?

Meine Meinungsbildung mache ich mir über die vielen mutigen Journalisten, welche uns glaubwürdige (und belegbare) Reportagen liefern. Natürlich kann man alles und jeden gleich anzweifeln und herabsetzen, nur weil er nicht das vertritt, was der eigenen Sichtweise passt.
Ich glaube aber den mutigen JournalistInnen und bin fassungslos über das unsägliche Leid, das die Ukrainer erleiden müssen. Der Westen strotzt von modernen Waffensystemen, Flugabwehr und Munition. Da beschleichen mich schon wieder so Gedanken von vielleicht vorgeschobenen Argumenten, warum man nicht liefern will.

Anderseits bin ich überzeugt, dass bereits jetzt Ukrainer an diesen Waffen ausgebildet werden, damit man dann liefern kann. Dies würde Sinn machen.
Putin und seine Armee sind nur mit konsequentem Entgegentreten zu stoppen. Hoffen wir auf ein baldiges Einlenken und DANN FRIEDENSVERHANDLUNGEN.


Warum habe ich hier keine Kommentare freigeschaltet? Weil ich niemanden überzeugen will, meine Sicht der Dinge zu übernehmen, aber schlicht und ergreifend keine Hasstiraden und sonstige beleidigende oder gar verfälschenden Antworten sehen will, die klar belegte Fakten negieren.

Statt da den Klugscheisser zu spielen oder unsere Regierungen zu diffamieren versuche ich mich nur in die Lage zu versetzen, wie man als bedrohter Bürger wohl reagieren würde in der unsäglichen, tödlichen Situation eines Krieges:

Ich würde meine Freunde um Hilfe, um Waffen, um ALLE nur nützlichen Waffen bitten, die den Angreifer stoppen und ihn zur Vernunft zwingen.

Alles andere ist heuchlerisch und eine unrealistische Sofameinung vom warmen Wohnzimmer aus. Ich unterschreibe keine Petition, die nur noch mehr Leiden und Tod bedeuten.
Auch nicht, wenn diese Petition „Manifest für Frieden“ genannt wird.


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